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Fallstudien nicht genug

Praxisbezug Entwicklung der didaktischen Lehrkonzepte an den Business Schools.
VON ADONIS-EMMANOUIL FRAGKAKIS    
fallstudien
Studierende der European University Business School spielen Volleyball.

Warum durch die Inte­gration von Simulationsspielen und Praxisprojekten in Managementstudiengänge der grösste Lerneffekt erzielt wird – eine Analyse über die Entwicklung der didaktischen Lehrkonzepte an den Business Schools im letzten Jahrhundert.

Anfang der 1920er-Jahre war eine wichtige Zeit für Harvard, wie Partha Bose, Chief Marketing Officer (CMO) bei Oliver Wyman, in seinem Buch «Alexander the Great’s Art of Strategy» schreibt. Nach über 15 Jahren unterschiedlicher Meinungen, was die akademische Lehrmethode an der Harvard Business School anging, setzte sich der damalige Dean Wallas B. Donham durch, und zum ersten Mal wurde das Case-Studies-Modell (Fallstudien) in der modernen Managementausbildung praktiziert. Harvard entwickelte dieses dia­logorientierte Fallstudien-Prinzip auf Basis genau desselben Modells, mit dem Aristoteles den 15-jährigen Alexander den Grossen und die Nachwuchsgeneräle der hellenischen Armee auf ihre anspruchsvollen und für andere unlösbaren Aufgaben vorbereitet hatte. Das Ergebnis war bekanntlich die jahrhundertelange weltweite Herrschaft Mazedoniens.

 

Gespür für die richtige Entscheidung

Bei Harvard erkannte man die Wichtigkeit, junge Nachwuchskräfte nicht nur mit theoretischen Modellen auszubilden, sondern das betriebswirtschaftliche Studium durch die Bearbeitung von konkreten Fallstudien praxisorientierter zu gestalten und dadurch junge Management­absolventen für Unternehmen attraktiver zu machen. Man wusste genau wie Aristoteles vor rund 2350 Jahren, dass das Gespür für die richtigen Entscheidungen nur durch ständige Konfrontation mit aus dem realen Geschehen kommenden Problemen geschärft werden kann.

In den 1980er-Jahren wurden die Case Studies auch für kontinentaleuropäische Business Schools ein Muss. Trotzdem taten sich viele Anbieter im deutschsprachigen Raum schwer, den Fokus nicht nur auf die Vermittlung von theoretischen Modellen zu legen. Ebenfalls in den 1980er -Jahren gab es eine neue didaktische Revolution für die europäischen Lehranstalten – die Business ­Simulation Games. Erste Forschungsprojekte im deutschsprachigen Raum liefen schon in den 1960er-Jahren.

Kompetenz dank Simulationsspielen

Bei diesem Konzept beschäftigt man sich, wie bei den Fallstudien, mit realen Praxisfällen, wobei der wesentliche Vorteil gegenüber dem Case-Studies-Konzept die Simulation von unternehmerischen Entscheidungen und die Visualisierung von Bereichen und Prozessen in den Firmen ist. Der Lern­effekt wird dadurch erhöht, da komplexe Zusammenhänge und Auswirkungen von unternehmerischen Entscheidungen besser nachvollziehbar werden. Mittlerweile werden die meisten Planspiele auch in Online-Versionen angeboten. Zu beobachten ist dabei eine immer stärker werdende Praxisorientierung der ­Management-Lehrmodelle erfolgreicher Busi­­ness Schools.

Bei der Zurich Elite Business School (ZEBS) geht man sogar noch einen Schritt weiter und schickt die Managementnachwuchskräfte während der gesamten 24-monatigen MBA-Zeit zu mehreren Pflichtprojekten in die Unternehmen. Pa­rallel betreuen ein Firmenmentor und ein ZEBS-Coach gemeinsam die MBA-Kandidaten über die komplette Projektzeit auf Basis eines äusserst personalisierten Leadership-Development-Modells. Dadurch findet ein intensives Führungstraining «on the job» sowie «off the job» statt, das die Nachwuchsmanager bei der Stärkung ihrer Führungsfähigkeiten unterstützt, sie auf ihre Zielposition im Unternehmen optimal vorbereiten soll und für ihre Weiterentwicklung erfolgsrelevant ist.

Auch die jüngsten Studien von bekannten Business Schools – unter anderem Harvard, Insead und IMD – belegen, dass sie in der Zukunft, neben dem Angebot von Managementkursen, einen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung und Identität ihrer Studenten haben müssen, was die Personalisierung der Managementlehre voraussetzt.

Denn nur wenn das in den Managementkursen Erlernte mit dem komplexen sowie dynamischen Geschäftsalltag verlinkt und dadurch intensiviert und dieser Prozess durch erfahrene Professoren und Trainer der Business Schools unterstützt wird, erzielen die Teilnehmer den grössten Mehrwert in der Stärkung ihrer Führungskompetenz – teilweise verbunden mit zahlreichen emotionalen Spannungen und schwierigen Auseinandersetzungen des täglichen Geschäftsalltags.

Adonis-Emmanouil Fragkakis, Gründer und Geschäftsführer, Zurich Elite Business School (ZEBS), Zürich.